Self-Determination Theory und ihre Bedeutung für die Schule

Die Motivation von Schülern spielt eine entscheidende Rolle für den Lernerfolg. Hier setzt die Self-Determination Theory (SDT) von Deci und Ryan an, die tiefe Einblicke in die menschliche Motivation bietet und wichtige Hinweise für den Bildungsbereich enthält. Doch was genau steckt hinter dieser Theorie und welche Implikationen hat sie für die Schule?

Grundlagen der Self-Determination Theory

Die SDT unterscheidet zwischen zwei Hauptarten von Motivation:

  • Intrinsische Motivation: Hierbei handelt der Mensch aus eigenem Antrieb und Interesse heraus, weil er eine Tätigkeit als befriedigend oder sinnvoll empfindet.
  • Extrinsische Motivation: Die Handlungsantriebe kommen von aussen, zum Beispiel durch Belohnungen oder Strafen.

Für die Bildungswelt ist besonders interessant, dass intrinsisch motivierte Schüler tendenziell bessere Lernergebnisse erzielen und mehr Freude am Lernen haben.

Zentral für die SDT sind drei grundlegende psychologische Bedürfnisse:

  1. Autonomie: Das Gefühl, eigene Entscheidungen treffen zu können und Kontrolle über das eigene Handeln zu haben.
  2. Kompetenz: Das Bedürfnis, sich fähig und wirksam zu fühlen, Herausforderungen zu meistern und Fortschritte zu erleben.
  3. Soziale Eingebundenheit: Das Gefühl, zu einer Gemeinschaft zu gehören und von anderen geschätzt zu werden.

Implikationen für die Schule

  • Förderung der Autonomie: Wahlmöglichkeiten sind die einfachste Möglichkeit, die Autonomie zu steigern, dies jedoch nur in geringem Ausmass. Bei der Autonomie geht es grundsätzlich um die Möglichkeit, selbst zu entscheiden. Nicht immer entspricht mehr Freiheit auch mehr Autonomie. Hier ist es wichtig, auf die Individuellen Bedürfnisse einzugehen. Auch sind partizipative Elemente für dieses Grundbedürfnis essenziell.
  • Stärkung der Kompetenzerfahrung: Wertschätzendes, ehrliches und entwicklungsförderliches Feedback ist das wichtigste Instrument, um persönliche Kompetenzen erlebbar zu machen. Auch das «Reframing» von scheinbaren Misserfolgen gehört zu den wirksamsten Mitteln von Lehrpersonen («Schau mal, was du alles erreicht hast…»). Gleichzeitig ist es wichtig, dass Lernerfahrungen individuell anschlussfähig sind und bewältigbar. Eine Kombination von offenen, gemeinsame Aufgaben mit individuellen Lernerfahrungen trägt ideal dazu bei.
  • Soziale Einbindung fördern: Ein positiver Klassenverband und ein gutes Lehrer-Schüler-Verhältnis können dazu beitragen, dass sich Schüler angenommen und wertgeschätzt fühlen. Dazu brauchen Lehrpersonen ein psychologisches Grundverständnis sowie die Fähigkeit, einen entwicklungsförderlichen Dialog zu gestalten, also als Lerncoach zu arbeiten.
  • Reflexion von Belohnungssystemen: Zu starke Fokussierung auf Noten und Belohnungen kann die intrinsische Motivation hemmen. Stattdessen sollte das eigentliche Lernen und der Prozess in den Vordergrund gestellt werden. Die grosse Gefahr besteht darin, dass Noten und die Vermeidung von „Einträgen“ (schriftlicher Vermerk eines Verstosses) zu extrinsischer Motivation führen. Dies ist spürbar, wenn die Schülerinnen und Schüler immer weniger Motivation und Freude am Lernen zeigen. Dann braucht es eine Anpassung der Lernumgebung an die drei Grundbedürfnisse Autonomie, Kompetenzerleben und Verbundenheit.

Fazit

Die Self-Determination Theory liefert wertvolle Impulse für den Bildungsbereich. Sie unterstreicht die Bedeutung von intrinsischer Motivation und zeigt Wege auf, wie Schüler in ihrer Autonomie, Kompetenz und sozialen Eingebundenheit gestärkt werden können. Wenn Schulen diese Grundsätze berücksichtigen, können sie nicht nur den Lernerfolg, sondern auch das Wohlbefinden ihrer Schüler steigern. Und nicht zu vergessen: diese Grundbedürfnisse betrifft alle Menschen, also auch die Lehrpersonen und Eltern der Kinder und Jugendlichen.


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